Der Kretscham in Bürgstein Nr. 24

Antworten
Mario
Administrator
Beiträge: 688
Registriert: Mo 5. Apr 2010, 01:01
Wohnort: Rendsburg

Der Kretscham in Bürgstein Nr. 24

Beitrag von Mario »

Der Kretscham in Bürgstein Nr. 24

Der ehemalige Bürgsteiner Kretscham, welcher seit dem Verkauf im Jahre 1881 jetzt sichtlich dem Verfalle preisgegeben, war vor 20-30 Jahren noch ein stattlicher Bauernhof. Wenn man sich aber den Kretscham um weitere fünfzig Jahre zurück, zu Anfang dieses Jahrhunderts, vergegenwärtigt, so wird man erkennen, wie mannigfach die Veränderungen an demselben im Laufe der Jahre gewesen sind.
Nach Aussage hiesiger Gedenkmänner standen um den Hof vier hohe mächtige Linden. Eine stand am Feldweg bei der Scheuer; sie war schon ziemlich hohl und mag von Allen die älteste gewesen sein. Dann stand eine beim Milchborn unten am Dorfweg und zwei Linden standen hinterm Haus. Die eine von diesen stand noch im Jahre 1858, wo sie umgemacht wurde. Diese letzt stehengebliebene Linde hatte eine außergewöhnliche Höhe und ragte hoch über das Dach hinaus. Vor der Stube herüber, dem Hofe entlang, war der Pferdestall. Die Scheuer stand außerm Hof, rechts am Feldweg; sie wurde, weil sie baufällig, spätere Jahre abgebrochen und ein Hof herein gebaut. Der Acker links am Wege der Scheuer gegenüber, hieß der „Hoppegarten“, es soll früher daselbst Hopfen gebaut worden sein. Von den alten Gebäulichkeiten? erhielt sich der Milchborn noch am längsten, erst 1851 hat man ihn beim Straßenbau kassirt. Der alte Pferdestall stand schon lange nicht mehr und der jetzige wurde links vom Hause, wo ehedem ein Schupfen gestanden, erbaut. Auf der Stelle, wo der alte Pferdestall gewesen, ließ Adalbert Müller Ende der zwanziger Jahre eine Kegelbahn anlegen und stellte auch in seiner Wirthsstube ein Billiard auf. Damals war das Billiardspiel noch etwas Neues und ward deshalb mehr geübt als heutzutage. Um das Jahr 1810 verpachtete Müller die Schankwirthschaft an einen gewissen Wendler aus Zwitte, der tagsüber in der Spiegelfabrik als Folienschläger arbeitete und Abends die Gastwirthschaft besorgte. Nach diesem war ein gewisser Machalitzka aus Blottendorf Pächter im Kretscham. Er war von Profession ein Glaskugler und übte diesen Erwerb auch hier noch weiter, ein Stübel nächst der großen Stube hatte Machalitzka seine Kuglerzeug aufgestellt. Unter diesen Pächtern veranstaltete der Langenauer Theaterdilettanten-Verein einige mal dramatische Vorstellungen in der großen Gaststube, auch spielte der Theaterdirektor Salamon hier durch einige Zeit mit seiner Gesellschaft.
Antworten

Zurück zu „Bürgstein und Johannesdorf (Sloup v Cechách a Janov)“